Otranto: Auf den Spuren des magischen Salento

Die Magie des Lebens begegnet mir überall, auch auf meinen Reisen. Ob es nun atemberaubende Orte sind, die ich besuche, das Lachen der Kinder, die auf der Strasse spielen, oder der Duft einer Landesspezialität, der mir grade in die Nase steigt. Ich liebe es einfach zu sein, zu beobachten und den Zauber des Lebens zu spüren.

Manchmal, so wie in Otranto, begegnet mir diese Magie allerdings auch auf eine sehr direkte Art. Zum Beispiel in Form des Buches Viaggio nel Salento magico (deutsch: Reise durch den magischen Salento), das von magischen begebenheiten und Sagen rund um die Gegend handelt. Gekauft habe ich es mir nicht, weil mein Italienisch schlichtweg nicht ausreicht um ein ganzes Buch zu verstehen, dennoch hat es mich daran erinnert, dass Geschichten und Sagen voller Magie allgegenwärtig sind - auch heute noch und, dass sie noch immer einen Einfluss auf unser Leben haben, uns prägen.

Als mir das erwähnte Buch in die Hände fiel wusste ich gleich, hier bin ich richtig. Ich mag geschichtsträchtige und sagenumworbene Orte, deren Zauber zu spüren, der den jeweiligen Ort zu dem gemacht hat, was wir heute sehen. In Otranto ist diese Magie noch immer stark zu spüren. Die kleinen Gässchen und weissen Fassaden mit grünen und blauen Fensterläden lassen einen erahnen, dass wir uns inmitten mediterraner Lebensenfreude befinden - eine ganz besondere Energie, die ansteckend zu sein scheint.
OTRANTO
Die Hafenstadt Otranto bildet die Grenze zwischen Adria und dem Ionischen Meer und natürlich gibt es auch hier einige Sehenswerte Dinge, wie zum Beispiel die Kathedrale Otrantos, die Aragonesische Festung, oder den Baia dei Turchi, ein Strand wie aus dem Bilderbuch, der etwas ausserhalb der Stadt liegt. Am schönsten ist es jedoch durch die romantischen Gassen zu schlendern, dabei die feinen Düfte und prächtigen Farben der Marktstände zu geniessen und sich in einem der vielen kleinen Restaurants eine Pause zu gönnen. Diese allgegenwärtige Lebensfreude macht Otranto zu einem ganz besonderen Fleck Erde, der zum Geniessen animiert.


DIE SAGE DES SCAZZAMUREDDHU
Tatsächlich habe ich in Otranto nicht nur eine ganz besondere Magie gefunden, sondern auch eine berühmte Sagengestalt des Salento - den Scazzamureddhu. Dieses Wesen wird gerne als kleiner Zwerg mit roten Wangen beschrieben. Auf Darstellungen, die ich von ihm gesehen habe, hat er ausserdem spitze Ohren und einen kleinen Hut auf.

Der Scazzamureddhu ist eine Sagengestalt aus alter Zeit der auch unter den Namen "moniceddhu", "laùru" oder "carcaluru" bekannt ist. Er soll nicht grösser als 40 oder 50 Zentimeter sein, hat durchdringende schwarze Augen, lange lockige Haare und wird teils auch als hässlich, dunkel und haarig beschrieben. Es gibt diejenigen, die bereit sind zu schwören, dass er ein süsser Schelm ist, aber es gibt auch solche, die ihn im Gegenteil für einen bösen Mann halten, der sich schlechten Witzen und Teufeln widmet. Ob süsses, kleines Wesen oder hässliches haariges Monster, hängt wohl davon ab welche Erfahrung man mit der Sagengestalt gemacht hat, denn der Legende nach taucht der Scazzamureddhu vor allem Nachts auf, wenn alle schlafen, er liebt es Streiche zu spielen und Leute zum Narren zu halten - vor allem jene, die nicht an ihn glauben.

 Anderen Geschichten zufolge springt der "Laùru" aus seinem Versteck und klettert auf das Bett, drückt die Brust des auserwählten Opfers, bis ihm der Atem stockt. Es wird jedoch gesagt, dass, wenn es jemandem gelingt, sich aus seinem Griff zu befreien und den Schelm zu fangen, er das ganze Leben lang Glück haben wird. Mit diesem Glück kann man ihm auch Tagsüber begegnen. Bei einer Wanderung durchs Land zum Beispiel, berauscht vom starken Duft des Rosmarins und Salbeis, kann man ihn entdecken, wie er lächelnd durchs Gebiet wandert. 
 
Mich erinnern diese Geschichten sehr an solche über Kobolde und Hauselfen, oder den Fengg, den wir in der Schweiz kennen, die alle ähnlich beschrieben werden. Auch das sich auf die Brust der schlafenden Menschen setzen kenne ich aus eigenen Sagen, diese Wesen werden bei uns Nachtmaren (woher übrigens das englische Wort nightmare stammt), Alben/Elben (woher wir heute noch das Wort Albtraum abgeleitet haben) oder in der Innerschweiz auch Toggeli genannt.
  
Wie ich zu Beginn dieses Posts schon erwähnte, begegnet mir die Magie überall - auch auf meinen Reisen. Gesehen habe ich den Scazzamureddhu mit eigenen Augen zwar nicht, sein Lächeln habe ich aber allemal gespürt und ich glaube, ich war ihm sogar ein bisschen willkommen in seinem Land.

2 Kommentare :

  1. Liebe Nicki,
    vielen Dank für den schönen Artikel! Ich lese immer gern, wenn du dich auf magische Spurensuche begibst :)
    Lieber Gruß,
    Sonja

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    1. Liebe Sonja, vielen Dank fürs Lesen und dein Feedback. :) Ich freue mich sehr darüber und Blogposts über magische Spurensuche schreibe ich auch immer besonders gerne. <3

      Herzliche Grüsse
      Nicky

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