Denkfallen: Manche Glückskonzepte sind die eigentlichen Glückskiller


Darüber, was Lebensglück ist und wie es entsteht, gibt es viele Meinungen. Dank der Glücksforschung beginnen wir jedoch allmählich zu verstehen, welche Faktoren wir in unserem Leben brauchen, damit wir es als sinnvoll und schön erachten. Viel zu oft hören wir, wie wir nach dem grossen Glück streben sollen. Unser Lebensziel? Glücklichsein! Ja, natürlich möchten wir glücklich sein, allerdings kann genau dieser Wunsch unter manchen Umständen auch zum Glückskiller werden, denn manchmal haben wir ganz einfach falsche Vorstellungen davon, was unser Leben zu einem erfüllten und glücklichen Leben macht. Wenn wir es genau nehmen, ist Glück ohnehin "nur" das Nebenprodukt eines gelingenden Lebens. Daher geht es weniger darum nach dem Glück selbst zu streben, als um die Frage, wie kann ich mein Leben so gestalten, dass ich es als sinnvoll und erfüllt erachte? Umgekehrt gibt es manche Konzepte des Glücks, die uns eher daran hindern als dabei unterstützen ein sinnerfülltes und zufriedenes Leben zu führen. In diesem Artikel will ich die Gelegenheit nutzen, diese etwas genauer zu beleuchten, um ein ganzheitliches und besseres Verständnis fürs Thema zu schaffen.

Der Schicksalsglaube

Glück ist reine Glückssache? Nicht, wenn wir den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen glauben. Denn diesen zufolge sind ca 50% unseres grundsätzlichen Wohlbefindens unseren Genen zuzuschreiben, nur gerade 10% sind von äusseren Rahmenbedingungen abhängig, während mindestens 40% bleiben, denen zufolge wir Menschen grundsätzlich in der Lage wären, unser Dasein selbst zu beeinflussen. Das ist ganz schön viel Einfluss, der vorhanden ist, jedoch oft aus Unwissen leider nicht genutzt wird.

Glück kommt durch Konsum

Manchmal scheinen wir unser Glück von äusseren Umständen abhängig machen zu wollen: 'Wenn ich erst einmal mein neues Auto habe, dann...', 'Wenn ich meine Beförderung bekommen, dann...' oder auch 'Wenn ich erst mal Millionärin bin, dann werde ich endlich glücklich sein.' Die bittere Wahrheit ist, nichts von alledem macht uns tatsächlich glücklich. Klar, auf den ersten Moment gibt es uns einen "Glückskick" - wir befinden uns in einer Art Rauschzustand, doch dieser hält leider nicht allzu lange an. Studien zeigen, dass unser Glücksgefühl sogar in grossen Glückssituationen wie zum Beispiel einem Lottogewinn relativ rasch wieder abklingt und sich unser Befinden wieder in unseren natürlichen Normalzustand einpendelt. Sich sein Glück deshalb rein von materiellen Dingen, von äusseren Dingen abhängig zu machen ist daher ein Spiel mit dem Feuer. Nicht nur, dass der Glücksrausch irgendwann wieder abklingt, wir glauben dann einen neuen Rausch zu brauchen und werden uns deshalb immer wieder unter Druck setzen um etwas zu erreichen, was uns den nächsten Kick verleiht. Das Paradoxe ist, dass selbst erfolgreiche Menschen, die ihre Ziele und Wünsche im Leben verwirklicht haben, letztlich Erreichten nicht zwingend glücklicher sind.

Wie stellen wir uns denn einen Glücksmoment vor? Vielleicht, wenn wir an den Hochzeitstag zurückdenken, an die grosse Beförderung, oder den aussergewöhnlichen Urlaub? Vielleicht ein besonderes Fest? Ja, all das sind Situationen, an denen man sich erfreuen kann und von deren Erinnerung man noch viele weitere Stunden Glück zehren kann. Das eigene Wohlbefinden und das eigene Glück allerdings rein auf solche Momente zu beschränken, wäre langfristig ein richtiger Glückskiller, denn auf diese Weise stumpfen wir ab und nur noch das "Neue" und "Aufregende" stimuliert noch kurzzeitig das eigene Glücksgefühl. Die Glücksforschung hat herausgefunden, dass glückliche Menschen fähig sind, einen Massstab anzulegen, der auch dann erfüllt werden kann , wenn wir in der Lage sind uns auch über kleinere Dinge zu freuen.

Erwartungshaltung

Unsere Erwartungshaltung trägt entscheidend dazu bei, ob wir ein gesundes, oder eben ein ungesundes Verständnis zum Thema Glück pflegen. Auch wenn es hart klingen mag, aber Glück ist nichts, was uns jemand anderes schenken kann, oder was wir jemand anderem schenken können. Unser Glück hängt voll und ganz von unserem Mindset gegenüber dem Leben und unsere Perspektive dazu ab und nicht davon, ob sich der Partner richtig verhält, ob er uns jeden Wunsch von den Augen abliest, ob das Kind brav ist, oder ob wir den Traumjob erhälten. Wenn wir unser eigenes Glück anderen in die Hände geben, verwehren wir uns nicht nur unsere eigenen Selbstwirksamkei, wir geben auch die Verantwortung für unser eigenes Leben ab. Beziehungsweise, wir halten uns verantwortlich für das Glück und das Leben anderer und sprechen ihnen somit ihre Eigenverantwortung, sowie Selbstwirksamkeit ab.

Dieses Glückskonzept geht garantiert nie auf, zumindest nicht auf lange Sicht. Natürlich dürfen wir uns an jemandem erfreuen, uns über seine Gesten erfreuen, darüber, dass Freunde und Familie für uns da sind, oder wir für sie und ja, natürlich gehört das auch zu einem erfüllten Leben. Aber das ist Dankbarkei und nicht die Erwartung, dass jemand anderes genau das tun muss, damit wir glücklich sind. Erkennst du den Unterschied? Daher ist es wichtig zu verstehen, woher Wohlbefinden, Sinnhaftigkeit und eben Glücksempfinden kommt. Es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht von aussen kommen kann, sondern nur von uns selbst, aus uns heraus. Wenn du jemandem wirklich helfen willst ein glückliches Leben zu führen, hilf ihm seine eigene Kraft und Stärke zu erkennen und sinnvoll einzusetzen.
Wonach du dich wirklich sehnst, ist keine Sache, sondern das Gefühl der Erfüllung. ~Deepak Chopra

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