Lebensglück ist kein Zufall: Was die Glücksforschung zum Thema weiss

Vor Jahren, als ich gerade eine schwierige Lebenskrise durchmachte, hatte ich nicht viel Ahnung davon wie das, was wir gemeinhin unter dem Begriff Glück verstehen, gemeint ist. Noch weniger hatte ich eine Ahnung davon, wie es entsteht und woher ich davon etwa bekommen konnte. Ich dachte, wenn ich erst einmal das und das gemacht, dieses erreicht und jenes geschafft habe, dann werde ich glücklich sein. Ich stellte mir mich selbst vor auf einer Bank sitzend und zufrieden dem gerade stattfindenden Sonnenuntergang zuschauend – ein Lächeln auf den Lippen. Kitschig, ich weiss. Doch die Verwirklichung dieser Vision blieb aus. Ich konnte wohl auf eine Bank sitzen und den Sonnenuntergang bestaunen und ja, ich konnte diesen auch in vollen Zügen geniessen, aber diesen inneren Frieden, den ich mir da so romantisch ausmalte, der schien gerade bei jemand anderen Urlaub zu machen.

Zwar hätte ich mich auch damals nicht als durchgehend unglücklich bezeichnet, aber das Leben, so wie es zu diesem Zeitpunkt war und schon länger andauerte, war für mich ein Kampf. Ich hoffte, dass bald eine Änderung zum Guten stattfinden würde, doch egal was ich versuchte, ich schien einfach nicht aus meinem Loch herauszukommen. Irgendwann beschloss ich mir Hilfe zu suchen, die ich zum Glück rasch bekam und mir als ersten grossen Wegweiser in eine neue Zukunft diente. Von da an beschäftigte ich mich nicht nur damit wieder Zuversicht und Freude in meinem Leben zu finden, sondern auch mit der Frage, was ich in meinem Leben brauche um es als erfüllend zu empfinden. Kurz: Was mein Leben zu einem glücklichen Leben machte.

Ich begann zu verstehen, dass mein Glück nicht davon abhing was um mich herum geschah, ob mir etwas Gutes oder Schlechtes passierte, sondern davon, wie ich diese Erlebnisse subjektiv empfand, ob ich sie als permanent oder vorübergehend empfand, ob ich mich als Opfer oder Herrin der Umstände sah und ob ich an mich selbst glaubte und daran, ob ich glaubte aktuell schwierigen Situationen meistern zu können, oder nicht. Schreckliche Dinge passieren, aber es ist meine Sache, ob ich meinen Fokus auf die schadenbringende, oder auf die helfende Hand setze.

Als ich das verstand und sich mein Fokus änderte, begann sich auch die Welt um mich herum zu verändern. Ich war dabei langsam aber sicher meinen perfekten Sonnenuntergang-Moment zu erschaffen. Von da an wollte ich lernen wie ich mein Leben selbstbestimmt und ganz bewusst positiv verändern könnte und zwar langfristig und das schönste daran ist, dass es jedem möglich ist.

Vielleicht befindest du dich gerade in einer ähnlichen Situation, wie ich damals. Vielleicht nimmt es dich aber auch ganz einfach wunder, welche wissenschaftlich fundierten Faktoren zu einem glücklichen und erfüllten Leben beitragen, um dein aktuelles Lebensglück auch in Zukunft noch selbstbestimmt leben zu können. In diesem Artikel will ich dir mehr darüber berichten, was die Forschung zum Thema Glück mittlerweile alles weiss, aber auch, was du in deinem Leben tun kannst, um mehr Wohlbefinden in deinen Alltag zu bringen.

Erkenntnisse aus der Glücksforschung

  1. Ein Rezept für alle gibt es nicht.Glück bedeutet für jeden etwas anderes, das heisst jeder muss selbst herausfinden was es für ihn bedeutet.
  2. Unsere Lebensbedingungen wie Wohlstand und Gesellschaftlicher Status, aber auch Intelligenz und Alter entscheiden nicht massgeblich über unser Glücklichsein. Schön, nicht wahr?
  3.  Hingegen wie gut wir uns an ändernde Lebensbedingungen und Herausforderungen anpassen können trägt durchaus massgeblich zu unserem Glücklichsein bei.

Glückskiller – was uns am Glück hindert

Die Abwesenheit von Authentizität
Wer das Gefühl hat sich nicht so geben zu können, wie er wirklich ist, also nicht authentisch sein kann oder darf, der lebt nicht für sich selbst, sondern nur für andere. Das ist auf lange Sicht vieles, aber bestimmt kein Weg um ein glückliches Leben zu führen. Warum? Wer wir nicht authentisch sind machen wir uns abhängig von der Meinung anderer, wir vertreten nicht die eigenen Ansichten, sondern fremde und verschliessen uns folglich der Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung.

Konsum und Glück
Konsum macht glücklich, oder etwa nicht? Natürlich, schliesslich geht es uns fantastisch, wenn wir das neuste Kleid aus der Frühjahrskollektion ergattert haben oder stolz das niegelnagelneue Auto präsentieren können, oder, etwas schlauer, unser Geld klug angelegt haben um auch im Alter noch was zu haben. Aber jetzt mal anders gefragt, wie lange hält dieses Glückgefühl bei euch an? Nicht besonders lange? Das ist normal, laut Studien flacht das Glücksgefühl sogar bei Lottogewinnern spätestens nach ein paar Monaten wieder ab. Warum? Weil wir uns früher oder später an die neue Situation gewöhnen und spätestens dann beeinflusst uns auch der grösste Glücksfall nicht mehr besonders positiv. Wissenschaftliche Studien haben zudem belegt, dass das Definieren des eigenen Selbstwerts oder Status über Besitztümer ein ziemlich gefährliches Spiel mit dem Glück sein kann, sodass Materialisten, die sehr aufs Geld fokussiert sind, weniger glücklich sind als Idealisten, die sich weniger um ihr Einkommen kümmern. Materialisten sind oft unzufriedener, weil sie der Meinung sind nie genug zu haben und sich hinsichtlich ihres Wohlbefindens zu viel von Materiellen Gütern versprechen.

Vergleichs- und Konkurrenzdenken 
Wenn wir glauben uns ständig vergleichen zu müssen, uns mit anderen messen, dann neigen wir gerne dazu andere zu verherrlichen. Wir sehen dann all das, was in ihren Leben besser zu sein scheint als in unserem, wo sie stärker sind, erfolgreicher, schöner. Sich ständig zu vergleichen nagt daher nicht nur an unserer Motivation eigene Ziele zu verwirklichen, sondern auch an unserem Selbstwert - unsere Selbstzufriedenheit sinkt immer mehr. 

Ständiges negatives Denken
Ich schreibe hier bewusst ständiges negatives Denken, denn wir alle haben mal einen schlechten Tag und nur deshalb stehen wir unserem Glück nicht im Weg. Doch wer ständig das negative sieht, der trainiert seinen Fokus auf ebensolches. Er wird zu einem wunderbaren Lebenskritiker, der blitzschnell erkennen kann was wo nicht stimmt. Natürlich brauchen wir in manchen Situationen unser kritisches Denken, doch sollten wir auch lernen unseren Fokus bewusst auf die positiven Dinge im  Leben zu lenken.

Glücksfinder – Methoden für ein glückliches Leben

Fokus auf positive Momente im Leben
Damit ist nicht gemeint, dass wir keinen schlechten Tag haben dürfen, oder keine Gefühle haben dürfen, wie Traurigkeit und Wut, wenn wir den Fokus aufs Positive richten, dann heisst das, dass wir eine schwierige Situation nicht als endgültig, sondern als temporär betrachten. Das wiederum hilft uns schwierige Phasen zu überstehen und den Mut zu fassen sich wieder auf positivere Zeiten einzulassen.

Das Leben geniessen
Im Moment zu leben und diesen zu schätzen hilft uns Kraft zu tanken und uns daran zu erinnern, wie schön das Leben sein kann, auch wenn es nicht immer nur schön sein mag. Es bedeutet, dass wir wissen wie wertvoll diese schönen Momente sind und sie in vollen Zügen auszukosten - mit all unseren Sinnen.

Wertvolle Beziehungen

Beziehungen sind essentiell für ein glückliches Leben, allerdings spielt es dabei keine Rolle wie viele Beziehungen wir haben, oder welche Art von Beziehung wir pflegen, sondern nur, wie deren Qualität ist. Eine enge, wertvolle Beziehung zu einem Freund ist ausgezeichnet und viel wertvoller als 100  oberflächliche Beziehungen.

Dankbarkeit
Wer dankbar ist, kann auch glücklich sein. Dabei ist allerdings nicht gmeint, wenn wir ein halbherziges Danke rausrücken, sondern wenn wir ehrlich dankbar für etwas sind. Diese Dankbarkeit mehr ins Bewusstsein zu holen können wir zum Beispiel mit Hilfe von der Three Blessings Übung, welches auch als Dankbarkeitstagebuch bezeichnet werden kann. Bei dieser Übung, die ursprünglich aus der Achtsamkeitspraxis stammt, geht es darum täglich drei Dinge aufzuschreiben, die einem gut getan haben und für die man an diesem Tag dankbar war.

Ziele setzen und erreichen
Ziele zu haben ist wichtig, denn diese helfen uns dabei motiviert zu sein, einen Sinn zu finden und diesem zu folgen.Wichtig bei der Zielsetzung ist allerdings, dass wir uns erreichbare Pläne schmieden, also solche, die plausiebel sind und nicht solche, die weit übers Ziel hinausschiessen wie "ich will auf den Mond". Natürlich darf man sich auch Ziele setzen, die einen herausfordern, doch diese grossen Ziele sollten neben kleineren bestehen, denn wer sich immer nur (fast) unerreichbare Ziele setzt, wird bald das Gefühl haben nichts auf die Reihe zu kriegen, was fürs Wohlbefinden natürlich eher kontraproduktiv ist. Deshalb sind machbare Ziele so wichtig.

Authentizität

Sich selbst zu sein, sich selbst so zu akzeptieren wie man ist, ist ein grosser Glücksfaktor. Wie Autentizität zu mehr Glück verhelfen kann habe ich in meinem Artikel sich selbst sein erfordert Mut schon mal näher beleuchtet.

Neugierde
Im Laufe unseres Lebens lernen wir immer neue Situationen kennen, sodass nach einer Weile vieles in unserem Alltag zur Gewohnheit wird. Das Leben wirkt eintönig, ja sogar langweilig. Doch wie wäre es, wenn wir uns dazu entscheiden würden nicht schon mit einer vorgefertigten Meinung in eine altbekannte Situation zu gehen, sondern neugierig, als würden wir sie zum ersten Mal erleben? Kinder können uns in dieser Hinsicht wertvolle Lehrer sein. Doch auch wir Erwachsenen können lernen wieder mehr Neugierde in unseren Alltag zu bringen.

Seine Stärken leben
Wir alle haben ganz besondere Stärken, in der Positiven Psychologie werden diese als Charakterstärken bezeichnet. Wenn wir diese in unseren Alltag und unseren Beruf leben können, damit sie uns Ausgleich geben, fördert dies unsere Lebenszufriedenheit.


Wieviele dieser Glücksfinder wir in unseren Alltag bringen wollen, liegt natürlich in der Verantwortung und im Ermessen jedes Einzelnen. Allerdings ist es schön zu wissen, dass Glück, oder besser gesagt Wohlbefinden nicht etwas ist, was uns einfach so zufällt. Wir können aktiv daran mitarbeiten.


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