Warum unsere Arbeitswelt dringend mehr Ermutigung und Achtsamkeit braucht

Der Druck in der Arbeitswelt ist gross. Von allen Seiten scheint es zu heissen: Immer höher, weiter, immer mehr. Schlimmer noch, es scheint als sei es ein Verdienst, eine echte Heldentat rund um die Uhr verfügbar zu sein, Ãœberstunden zu leisten bis zum Gehtnichtmehr und immer mehr Arbeit auf dem Schreibtisch liegen zu haben, als man bewältigen kann. 

Vielleicht denkst du: Blöd, wer das mitmacht. Doch dann müssen wir mit bedenken, hier kommt die Angst ins Spiel. Und diese Angst ist durchaus nachvollziehbar. Angst vor Degradierung. Angst den Job zu verlieren. Angst, das Gesicht zu verlieren. Angst, kein ‘echter’ Mann mehr zu sein. Angst, als Frau andernfalls in der Wirtschaft nicht mehr bestehen zu können. You name it!

Also machen wir mit. Wir beschliessen bewusst oder unbewusst unsere Gesundheit und unser Glück zu opfern. Bewusst oder unbewusst entscheiden wir eine bestimmte Rolle einzunehmen und diese so zu erfüllen, wie wir glauben sie erfüllen zu müssen. Sei es die Rolle des Vorgesetzen, des Mitarbeiters, des Teamkollegen, des Kunden, des Verkäufers und so weiter und so fort. All das ist völlig normal. Jeder von uns erfüllt bestimmte Rollen im Leben, die Frage lautet allerdings, wie entscheide ich mich diese eine Rolle zu erfüllen? Tue ich dies bewusst, achtsam? Oder unbewusst? Unterstützt meine Rolle, so wie ich sie lebe unser Zusammensein, unsere Zusammenarbeit und unsere Gemeinschaft? Oder könnte ich meine Rollenausführung eventuell überdenken und gewisse Aspekte mit einbringen, die für unser gemeinsames Wirken förderlicher sein könnte? Oft herrscht in unseren Köpfen ein vorab gefertigtes Bild einer Rolle, welches wir nie hinterfragen. Doch die Welt bleibt nicht stehen, unsere Gesellschaft bleibt nicht stehen und es kann durchaus sein, dass im Laufe unseres Lebens gewisse Ansichten und Verhaltensweisen nicht mehr Zeitgemäss sind, oder wir schlichtweg uns selbst eingestehen müssen, dass sie erst gar nie gesund und förderlich waren.

Deshalb ist es an der Zeit den Blick auf die Zukunft zu richten. Gesundheit und Wohlbefinden sollten dem Begriff der Arbeit nicht gegenüberstehen, sondern Teil des Lebens als Ganzes sein. Warum? Weil gesunde und zufriedene Mitarbeiter Voraussetzung sind für ein zukunftsorientiertes, nach­hal­tig erfolg­rei­ches Unter­neh­men! Und dieser Wandel hin zu einer gesun­den Arbeits­welt beginnt mit Acht­sam­keit und Ermutigung!

Von Ermutigung und Entmutigung

Während meiner langjährigen Tätigkeit für internationale Unternehmen habe ich oft erlebt, wie sich Teams und Mitarbeiter völlig entmutigt von einem Arbeitstag zum nächsten gehangelt haben. Oft über Jahre, manchmal zwischen Gleichgültigkeit und Burn-out sassen. Zusammentreffen wie Mitarbeiterinformationen, manchmal auch nur schon Teammeetings haben diese Entmutigung nicht selten noch verstärkt. Worte wie ‘wir haben es gut gemacht, aber …’ bestärkten die Message: Es reicht nicht. Wir haben nicht genug geleistet. Wir müssen immer mehr. Wer noch genügend Kraft und Mut besass, verliess die Unternehmen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Nur um in vielen Fällen nach einiger Zeit festzustellen, dass es auch da nicht viel anders lief. Wir leben in einer entmutigten Welt, mit entmutigten Firmenkulturen und Führungspersonen. Und eine entmutigte Führungsperson wird auch seine Mitarbeiter kaum zu ermutigen vermögen oder umgekehrt– es ist ein Teufelskreis.

Das eigentliche Problem allerdings sind nicht die Unternehmen, das Management oder die Angestellten. Das eigentliche Problem ist, dass kaum einer weiss, wie man eine gesündere Unternehmens- und Teamkultur erschaffen kann. Zugegeben, das ist etwas sehr vereinfacht ausgedrückt, denn oft ist es natürlich auch der Fall, dass die Euphorie bezüglich des Wortes "Veränderung" nun ja, sagen wir mal bescheiden ist. Oft wird die anfängliche Skepsis dann auch noch mit Worten wie Kosten und Budget ergänzt und schon sind grundsätzlich wertvolle Ideen wieder unter den Teppich gekehrt. Die eigentliche Frage sollte allerdings lauten: Wie viel kostet es uns, wenn wir uns nicht um unsere Mitarbeiter und eine gesunde Firmenkultur kümmern?

Wir sprechen vom königlichen Kunden, doch wer braucht denn noch Kunden, wenn diese niemand mehr betreuen kann? Wie soll man einen Kunden ermutigen, wenn man noch nicht mal seine eigenen Mitarbeiter zu ermutigen vermag?  Vielleicht denkst du dir jetzt warum ich ständig von dieser Ermutigung spreche, warum das so wichtig sein soll. Ich will dir gleich sagen, warum. Doch erst wollen wir uns die Ergebnisse der Entmutigung mal etwas genauer anschauen. Was geschieht mit den meisten Menschen, wenn sie sich entmutigt fühlen?

Erfolg durch Entmutigung?

Durch entmutigendes Verhalten bauen wir bewusst oder unbewusst eine Hemmschwelle auf. Diese hat auch immer was mit Angst zu tun. Angst vor Verlust, Angst vor Bestrafung und schlussendlich Angst nicht zu genügen, keinen Platz im sozialen Umfeld mehr zu haben. Ein paar konkrete Beispiele: Wenn du dieses oder jenes nicht tust, dann wird es schlimme Folgen haben wie Lohneinbussen, Degradierung im Job oder auch der direkte Jobverlust.

Das kann natürlich auch auf einer grösseren Skala geschehen, zum Beispiel, wenn es dem Unternehmen nicht gut geht. Die daraus resultierenden Folgen, wenn es dem Unternehmen künftig nicht besser gehen sollte, mögen durchaus real sein und ja, durchaus schlimm. Doch Entmutigung spielt immer mit der Angst, sie blockiert Menschen und deren Potential, nimmt ihnen Raum und lässt uns auf ungesunde weise - eben unter angst - Dinge tun, die, nun ja, sagen wir mal, nicht vorteilhaft sind, weder persönlich, noch wirtschaftlich gesehen. Kurzfristig kann genau das, das Ziel eines Unternehmens sein. Wir haben Angst den Job zu verlieren, also machen wir unter dieser Angst alles, damit dies nicht geschieht. Alles gut, nicht wahr? Eher nicht, zumindest dann nicht, wenn wir langfristig denken. So gesehen hat die Sache nämlich einen grossen Haken und zieht vielfältige Folgeprobleme mit sich. Einige davon sind ständiges Schwazmalen, Schuldzuweisungen, aber auch Passivität, Lethargie, bis hin zu mangelnder Veränderungsbereitschaft. Das Team wird disfuktionial, das Unernehmen kann auf lange Sicht nicht mehr im Markt bestehen.

Welchen Erfolg erzielt stattdessen Ermutigung?

Ermutigung hingegen macht Mut persönliche Hemmschwellen zu überwinden, trotz Schwierigkeiten beharrlich an einer Sache dran zu bleiben und somit über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen und neue Perspektiven zu eröffnen. Im Gegensatz zu Lob und Anerkennung (was natürlich nicht weniger wertvoll ist) zielt Ermutigung daher nicht auf bereits erreichte Erfolge, sondern auf künftige Erfolge. Ausserdem ist sie förderlich für die Gesundheit, denn zufriedene, ausgeglichene und ermutigte Menschen haben nicht nur eine stärkere Immunabwehr, sondern auch eine höhere Resilienzfähigkeit und bleiben dem Unternehmen somit länger und effektiver erhalten. Aus diesem Grund ist die Kunst der Ermutigung auch einer der wertvollsten Führungsfähigkeiten überhaupt. Ausserdem hilft Ermutigung bei der Stressbewältigung und da gelangen wir zum Thema der Achtsamkeit.

Achtsamkeit und Stressbewältigung

Entmutigung geht sehr oft Hand in Hand mit dem Thema Stress. Das alles kann unter Umständen sowohl zu psychischer, als auch zu physischer Krankheit führen und somit dem Unternehmen nicht nur eine Vielzahl an möglicher Produktivität kosten, sondern direkt auch den Mitarbeiter, der über längere Zeit ausfällt, oder gar permanent. Vielleicht hast du schon mal was von der Erschöpfungsdepression Burn-Out gehört, von Depression im allgemeinen, oder von psychosomatischen Folgen? All das kostet Unternehmen in der Schweiz alleine jährlich mehrere Milliarden Franken. Hinzu kommt, dass der Mitarbeiter dem Unternehmen nicht nur bei Ausfall etwas kostet, schliesslich leidet der Betroffene oft schon lange vorher an Konzentrations- und Produktivitätsverlust. Des weiteren betrifft Burnout nicht nur das Unternehmen und die ausgebrannten Mitarbeiter selbst, sondern meistens auch die anderen Teammitglieder, denn diese sind durch höhere Arbeitslast indirekt ebenso Burn-out gefährdet. Schliesslich müssen Kollegen Teile oder den gesamten Arbeitsbereich des ausfallenden Kollegen übernehmen. Logischerweise steigt dadurch das Risiko, selbst an Burnout zu erkranken, deutlich an. Du erkennst den Teufelskreis? Deshalb ist es wichtig so früh wie möglich anzusetzen und statt zu entmutigen zu ermutigen und vor allem sich auch mit dem Thema Stressbewältigung zu beschäftigen - für die Gesundheit der einzelnen Mitarbeitenden genauso wie fürs gesamte Unternehmen.

Wir brauchen mehr Ermutigung und Achtsamkeit in Unternehmen

Wie wertvoll Achtsamkeit, Ermutigung und das Verständnis um Stressprozesse sowie deren Bewältigung grundsätzlich ist, kannst du dir mittlerweile in etwa vorstellen. Nun stellt sich aber die Frage, wie lässt sich das in die Arbeitswelt und die jeweiligen Firmenkulturen integrieren? Zum einen ist es wichtig erst einmal ein gewisses Verständnis dafür zu schaffen. Im Idealfall eignet sich das Management dieses Wissen an und entscheidet es in seine Firmenkultur zu integrieren. Schliesslich gelten sie als wichtige Vorbilder in dieser Hinsicht. Sollte dies nicht der Fall sein, kann jedoch auch jeder Mitarbeiter für sich entscheiden, inwieweit diese Themen sich in ihrem Arbeitsumfeld einbringen lassen, oder ob es allenfalls Zeit ist für einen beruflichen Wechsel in ein zukunftsorientierteres Unternehmen. So oder so, für eine erfolgreiche Zukunft brauchen wir dieses Verständnis für Wohlbefinden am Arbeitsplatz auf allen Ebenen. Sowohl jeder Mitarbeiter, als auch jede Führungsperson ist wichtig für den Erfolg. 

Eine solche Veränderung in Denk- und Handlungsweise, in Unternehmensführung und Firmenkultur braucht Zeit. Dennoch ist jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung wertvoll. Also, wo können wir ansetzen? Wir alle, unabhängig unserer Position, können uns gegenseitig ermutigen und als gutes Beispiel vorangehen.

Ein paar deiner Möglichkeiten:
  • Ãœbe dich in Selbstermutigung und Achtsamkeit
  • Lerne deine Mitmenschen zu ermutigen
  • Bringe Schritt für Schritt mehr Achtsamkeit in deinen Arbeitsalltag
  • Lerne mehr über Stressprozesse und Stressbewältigung
  • Teile deine Erfahrungen mit Teamkollegen 
  • Spricht die Vorteile von Achtsamkeit und Ermutigung am Arbeitsplatz bei deinen Vorgesetzten oder Mitarbeitern an



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