Mentale Gesundheit im Job: Warum sie mehr als nur ein Trend ist


In den letzten 15 Jahren, die ich in verschiedenen internationalen Unternehmen tätig war, ist mir eines immer wieder aufgefallen: Wir reden viel über Sicherheit. Schutzkleidung, Arbeitsschutzvorschriften, Erste-Hilfe-Kurse – all das wird detailliert geplant und umgesetzt. Und das ist auch richtig so. Doch ein essenzieller Bereich wird dabei oft übersehen: die mentale Gesundheit und das Gefühl psychologischer Sicherheit der Mitarbeitenden.

Als jemand, der täglich in diesen Strukturen arbeitet, sehe ich, wie oft Menschen unter Stress, Überlastung oder Ängsten leiden – meist still, ohne dass dies offen angesprochen wird. Während es normal ist, über Rückenschmerzen oder Erkältungen zu sprechen, wird das Thema mentale Gesundheit oft noch mit einem Tabu belegt. Warum ist das so? Und warum akzeptieren wir diese Ungleichheit? Es ist höchste Zeit, dass wir das ändern.


Warum mentale Gesundheit am Arbeitsplatz nicht länger ignoriert werden darf

Stressige Deadlines, hohe Erwartungen oder das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen – all das bleibt nicht an der Bürotür zurück. Es begleitet uns nach Hause, beeinträchtigt unser Wohlbefinden und unser Leben. Wenn Stress zur Konstante wird, sind mentale Erschöpfung und Burnout oft die Folge.

Die Zahlen sprechen für sich: Psychische Erkrankungen verursachen nicht nur immenses persönliches Leid, sondern auch hohe wirtschaftliche Kosten für Unternehmen – durch Fehlzeiten, sinkende Produktivität und erhöhte Fluktuation. Dabei wäre die Lösung oft so einfach: mehr Menschlichkeit und eine Kultur, die mentale Gesundheit genauso ernst nimmt wie die physische.


Was bedeutet psychologische Sicherheit?

Stell dir vor, du arbeitest in einem Team, in dem du keine Angst haben musst, Fragen zu stellen, Fehler zuzugeben oder deine Meinung offen zu äussern. Du fühlst dich wertgeschätzt und sicher. Das ist psychologische Sicherheit – die Basis für ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen ihr Bestes geben können.

Ein solcher Raum schafft Vertrauen, fördert Kreativität und ermöglicht es, Herausforderungen offen anzugehen. Psychologische Sicherheit ist kein Luxus, sondern ein zentraler Baustein für langfristigen Erfolg – sowohl für die Mitarbeitenden als auch für das Unternehmen.


Das Ungleichgewicht in der Arbeitssicherheit

In den letzten Jahrzehnten haben wir eine beeindruckende Sicherheitskultur geschaffen, zumindest wenn es um physische Sicherheit geht. Doch wie steht es um die psychische Sicherheit? Sie bleibt oft auf der Strecke. Dabei sind seelische Belastungen ebenso real wie physische Gefahren – und mindestens genauso schädlich.


Was Unternehmen tun können, um mentale Gesundheit zu stärken

1. Offenheit fördern

Mentale Gesundheit muss genauso selbstverständlich thematisiert werden wie physische Beschwerden. Führungskräfte können hier mit gutem Beispiel vorangehen und aktiv das Gespräch suchen.

2. Sichere Räume schaffen

Mitarbeitende brauchen das Vertrauen, ihre Sorgen oder Ideen ohne Angst vor negativen Konsequenzen äussern zu können. Eine Kultur der Wertschätzung und Offenheit fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch die Innovationskraft.

3. Flexibilität ermöglichen

Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen sind mehr als nur ein Nice-to-Have. Sie geben den Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Work-Life-Balance zu wahren und mentale Ressourcen zu regenerieren.

4. Unterstützungsangebote bereitstellen

Coaching, Achtsamkeitstrainings, psychologische Beratungen oder auch einfache Check-ins sollten ebenso selbstverständlich sein wie Gesundheitschecks.

5. Führungskräfte schulen

Führungskräfte sind Schlüsselfiguren für eine gesunde Unternehmenskultur. Sie sollten lernen, wie sie psychologische Sicherheit fördern und auf die mentale Gesundheit ihres Teams achten können.

6. Regelmässige Überprüfung

Genauso wie physische Sicherheitsmassnahmen überprüft werden, sollte auch die psychische Gesundheit regelmässig thematisiert werden. Nur so können nachhaltige Veränderungen erreicht werden.


Ein Appell: Mehr Menschlichkeit am Arbeitsplatz

Physische Sicherheit ist wichtig – aber sie allein reicht nicht aus. Mentale Gesundheit und psychologische Sicherheit müssen denselben Stellenwert bekommen. Denn nur in einem Umfeld, in dem wir uns wirklich sicher fühlen – körperlich und seelisch – können wir unser volles Potenzial entfalten.

Es ist an der Zeit, das Tabu um mentale Gesundheit zu brechen und den Menschen wieder ins Zentrum unseres Handelns zu stellen. Gemeinsam können wir Arbeitsplätze schaffen, die nicht nur produktiv, sondern auch lebenswert sind.

Denn echte Sicherheit beginnt in den Köpfen und Herzen der Menschen.

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